Vom Wahrnehmen und Hinsehen

Zu Pfingsten ging es für uns ans Meer. Mit Kindern, ist das Einpacken schon eine Herausforderung. Auch den zeitlichen Ablauf zu organisieren bis man endlich loskommt. Man macht sich Gedanken darüber, wann der beste Zeitpunkt ist loszufahren, um nicht in den ärgsten Stau zu kommen, darüber ob man wohl eh an alles gedacht hat,…
Aber wie geht es unseren Kindern damit? Sehen wir ihre Gefühle, erkennen wir ihre Bedürfnisse, nehmen wir sie wahr, wenns mal stressig ist und wir mit unseren Gedanken woanders sind?

Ich möchte mit Euch ein Erlebnis teilen, das mich zum Nachdenken brachte:

Es war Freitag vor Pfingsten, unsere mittlere Tochter musste in den Kindergarten, denn sie hatte Probe für das Sommerfest, unsere beiden Älteren noch in die Schule. Mein Mann und ich beschlossen, den Vormittag zu nutzen um noch den Rest einzupacken, und dann zu Mittag loszufahren.  Seit Tagen waren wir schon voller Vorfreude auf den Urlaub und mit waschen, bügeln, putzen, packen, Haustiere versorgen….. beschäftigt.

Um 8.00 waren 3 unserer Kinder außer Haus und wir fingen an unsere Sachen zu packen und ins Auto zu räumen. Normalerweise schläft unsere 2 1/2 jährige Tochter am Vormittag, aber ich dachte, vielleicht hält sie durch bis wir im Auto sitzen, damit für sie die Fahrt nicht zu lange wird. Weil meine Tochter mit ihren Puppen beschäftigt war, nutzte ich die Zeit um die restlichen Dinge auf meiner Liste zu erledigen. Bis 11.00 hilt sie durch, doch dann fing sie an müde und unruhig zu werden.
Mein Mann war unterwegs um noch etwas zu besorgen und die Kinder abzuholen. Meine Jüngste wurde immer unruhiger.
Ich versuchte sie mit Sätzen wie: „Wir fahren eh bald los, es dauert bestimmt nicht mehr lange“, oder „Der Papa kommt gleich, und dann fahren wir in den Urlaub“,…. zu beruhigen. Meine Versuche schlugen fehl, sie wurde immer unruhiger. Ihr Ärger über eine Sache, die wir nicht beeinflussen konnten, wurde plötzlich zu unserem Konflikt.
Ich merkte, dass sie sich nicht von mir verstanden fühlt.
Das musste sich ändern.

Ich nahm sie auf den Schoß und sagte: „Der Papa ist ganz schön lange weg, oder?“ Sofort sah sie mich an und sagte traurig: „Ja.“
„Du willst nicht so langen warten, stimmt’s? Das verstehe ich, mir ist es auch schon zu lange, ich möchte jetzt auch endlich losfahren!“
„Ja ich auch Urlaub fahren!“ sagte sie darauf.

Der Kummer war da, wurde akzeptiert, und ging von selbst.

Ich fragte sie: „Was machen wir, bis der Papa und deine Geschwister da sind, spielen wir Quips?“.

Die Idee gefiel ihr, wir hatten Spaß, spielten zusammen und die Wartezeit ging schnell vorbei.

 

Sätze wie:
„Papa ist ja noch nicht lange weg.“,
„Warum weinst du denn? Ist ja garnicht so schlimm.“
oder Ablenkung können beim Kind den Eindruck erwecken, dass seine Gefühle falsch sind, oder nicht wahrgenommen werden.

Hilfreich ist es, sich seinem Kind zuzuwenden und ihm zu helfen, den Gefühlen Ausdruck zu verleihen.
Das fühlt sich echt und nahe an. Verständnis zu zeigen, und Wertschätzung bewirkt, dass das Kind sicher ist und dass seine Gefühle sein dürfen.